22.07.2023
AUSZEIT - Die Zeitbrei Sommerbühne

Unsere Verantwortung als Veranstalter*innen

 
Als Veranstalter*innen tragen wir die Verantwortung für jede*n unserer Besucher*innen, Künstler*innen und Mitarbeitenden. Wir sind nicht nur für das körperliche sondern auch das psychische Wohl aller Menschen um uns herum zuständig und das geht weit über einfache Verpflegung, Notfallversorgung und das propagieren eines unbeschwerten Miteinanders hinaus.

Wir wollen der Diskriminierung jeglicher sozio-demographischer Gruppen aktiv entgegenwirken. Im Klartext geht es also um die Überwindung von struktureller Diskriminierung. Für manche bloß eine Floskel, für Millionen von Menschen Alltag!

 

Mindestens 50% aller Besucher*innen von Großveranstaltungen in ganz Deutschland haben auf diesen bereits persönlich Erfahrung mit Diskriminierung gemacht. Gerade in Zwangssituationen ist das Ablegen der eigenen Selbstbestimmung häufig bereits anerzogen. Das Ausbrechen aus diesen Strukturen wird dadurch erschwert, dass Tabuthemen wie Klassismus, Sexualität und nationalistischer Eifer noch immer unzureichend besprochen werden.
Viele der Betroffenen, gerade wenn es um einen Zusammenhang mit sexuellen Handlungen geht, suchen sich allerdings keine direkte Hilfe. Wenn überhaupt wird es häufig nur mit Freund*innen besprochen.
Ein Grund dafür ist allzu oft die unzureichende Schulung von Personal und Veranstalter*innen. Selbst Sanitäter*innen und Securitykräfte sind meist nicht ausreichend sensibilisiert, wodurch ein profesioneller Umgang nicht gewährleistet werden kann. Betroffene werden missverstanden oder schlichtweg nicht ernstgenommen. Auch wir selbst können uns von diesen Vorwürfen nicht freisprechen. Viel zu lange haben wir die ernsthafte Auseinandersetzung mit Awareness vor uns hergeschoben, da "andere Baustellen gerade dringender waren". Mit dieser Haltung haben wir Schaden angerichtet, den es nun für uns aufzuarbeiten gilt. 

Es liegt uns am Herzen unser Festival und jede andere unserer Veranstaltungen zu einem sicheren Raum, einem "safe space" auszubauen. Dafür nutzen wir sowohl präventive, wie auch reaktionäre Wege. Egal aber, wie diese Wege aussehen, im Vordergrund soll immer die betroffene Person stehen.
Wir setzen hierfür stark auf den Gedanken einer "kollektiven Verantwortungsübernahme". Das bedeutet, dass alle Menschen die Teil unseres Raumes (Festival, Party, Planungstreffen, ...) sind, eine gemeinsame Community bilden, in der jede*r mitverantwortlich ist, für alles was geschieht. Also trägt auch jeder Mitschuld an diskriminierendem Verhalten oder sonstigen Grenzüberschreitungen, da wir alle gemeinsam den Raum dafür bilden. In unseren Augen ist dieser Gedanke nahe an der Realität, außerhalb von Veranstaltungen, denn auch dort bilden wir alle zusammen eine Gesellschaft. Und diese Gesellschaft lässt Diskrimierung leider immer noch geschehen. Wir wollen also im kleinen Rahmen vorangehen, um diese Gedanken in die ganze Welt hinauszutragen. 

Jede*r von uns, ist schon einmal mit Opfern oder Täter*innen in Berührung gekommen, weshalb das Konzept des "Verbündet-Seins" in unseren Augen ungemein wichtig ist. Denn dies ist nicht nur in unmittelbaren Situationen relevant, sondern stellt viel eher eine persönliche Grundeinstellung dar, die auf Lernen und Selbstreflexion beruht. Wichtig ist dabei besonders das Erkennen der eigenen Privilegien und der eigenen Position. Das bedeutet auch eigenes diskriminierendes Verhalten zu erkennen und zu reflektieren. Wir alle tragen davon mehr in uns, als uns lieb ist zuzugeben. Als Folge daraus resultiert, dass man sich selbst zurücknehmen muss, um auf Betroffene eingehen zu können, ohne dabei auf einen Vorteil, auch in Form von Anerkennung, bedacht zu sein. Dennoch ist es möglich, die eigenen Privilegien und Ressourcen zum Wohle aller einzusetzen.
Es handelt sich hierbei um einen stetigen, lebenslangen Prozess, den niemand, aber gerade wir als Veranstalter*innen, jemals als abgeschlossen betrachten dürfen. 


In akuten Situationen muss jeder Mensch anerkennen, dass die Gefühlslage eines anderen Menschen nie komplett verstanden werden kann. Klare Kommunikation ist daher der wichtigste Punkt bei der Awareness, sowohl im privaten, wie auch im öffentlichen Raum. Fragen bevor man handelt und klare wie auch unklare Zurückweisung akzeptieren, sind die Grundpfeiler einer Gesellschaft auf Augenhöhe.  

Wir als Veranstalter*innen haben das große Privileg, uns unsere eigene Utopie zu schaffen. Natürlich wird uns das niemals komplett gelingen, wir können aber immer weiter daran arbeiten, indem wir gemeinsam reflektieren, lernen und Konzepte erarbeiten, die ein sorgenfreies Miteinander für alle ermöglichen können. Dieser Prozess ist langwierig und erschöpfend, stellt aber den Kern unserer Arbeit als Kulturschaffende dar.   

 







E-Mail
Karte
Instagram